Der Handball-Mythos
Der 5. Februar 1978 ist eines der wichtigsten Daten in der Geschichte des deutschen Handballs. Mit dem 20:19-Sieg im WM-Finale gegen die Sowjetunion schuf die Mannschaft von Bundestrainer Vlado Stenzel eine der größten Sensationen in der Geschichte dieser Sportart. In Kopenhagen siegte die Leidenschaft von Amateuren gegen die gestählten Profis aus dem Ostblock. Figuren wie Heiner Brand, Erhard Wunderlich, Manfred Hofmann, Kurt Klühspies, Arno Ehret oder Horst Spengler schrieben damit ein bedeutendes Kapitel deutscher Sportgeschichte. Dieses Buch rekonstruiert den Weg der Nationalmannschaft, die bei der WM 1974 noch ein Debakel erlebt hatte, zum größten Mythos des deutschen Handballs.
Zeitungen
Frankfurter Allgemeine Zeitung (14. Oktober 2017): „Ein ganz großer Wurf“
„… Autor Erik Eggers verzichtet über 176 Seiten auf eine pathetische Nachzeichnung dieser Erfolgsstory unter Führung des charismatischen Trainers Vlado Stenzel und schafft es mit dem Blick des Historikers, die Entwicklung in den gesellschaftspolitischen Zusammenhang der siebziger Jahre zu stellen. Der Kalte Krieg als Treibmittel des Spitzensports, Staatsamateure gegen Studenten, die Professionalisierung im Westen, der kompromisslose Führungsstil eines Kroaten aus der jugoslawischen Schule, Unterordnung und Aufbegehren von Kindern der Nachkriegsdemokratie: „Mythos ’78“ beschreibt spannend hier im Detail und dort mit einem aufklärenden Weitwinkel, was damals in der Bundesrepublik an ungeheuren Sprüngen möglich war und was nun undenkbar scheint im Zeitalter der Superoptimierung. Brand, Hofmann, Spengler, Klühspies … – der geniale Deckarm, mit dessen Unfall das Team zerbrach, diese Namen klingen in Verbindung mit dem Ereignis so vertraut, dass Wehmut aufkommt: Die Zeiten, in denen sich der Handball, in denen sich der Sport abseits des Fußballs ins kollektive Gedächtnis einbrennen konnte, scheinen vorbei.“
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Ibbenbürener Volkszeitung (26. Oktober 2017):
Was dem deutschen Fußball-Fan sein Wunder von Bern ist, das ist für den Handballer der WM-Gewinn 1978 in Kopenhagen. Unter ihrem Trainer, dem Magier Vlado Stenzel, gingen die Deutschen zwar nicht ohne Ambitionen in das Turnier, Favorit waren sie allerdings nicht. Auch nicht im Finale gegen die Sowjetunion, auch wenn die Stenzel-Mannen die Sowjet-Auswahl in drei Spielen zuvor zwei Mal geschlagen hatten. Am Ende stand ein knapper 20:19-Sieg, der Gewinn der Weltmeisterschaft, und für den einen oder anderen der Grundstein für seine spätere Karriere, zum Beispiel bei Heiner Brand, der seinen Weltmeister-Status bis heute zu kultivieren verstand. Immerhin ist er bis heute der einzige, der sowohl als Spieler als auch als Trainer Handball-Weltmeister geworden ist. Doch das nur am Rande.
Erik Eggers hat sich dem 78er-Mythos jetzt gewidmet. Eggers, Autor einer ganzen Reihe herausragender Bücher über den Handball, legt hier sein – neben der Böhme-Biographie – wohl bestes Werk vor. Mit sehr viel Liebe zum Detail rekonstruiert er nicht nur dem Weg zum und im Turnier, sondern auch die Entstehungsgeschichte der Weltmeistermannschaft. Da fehlt es einfach an nichts. Dabei nehmen nicht nur die Protagonisten wie Brand, Kurt Klühspies oder Manfred Hofmann Raum ein, Eggers lässt auch den Randfiguren ihren Raum, Spielern wie Jimmy Waltke, der erst im Finale überhaupt das erste Mal mitspielen durfte und dann mit drei Toren in Serie das Endspiel quasi im Alleingang entschied, Spielern wie Rudi Rauer, der nach durchaus starken Leistungen als zweiter Torwart seinen Platz im Endspiel an den Reiner Niemeyer abtreten musste, Spielern wie Peter Pickel, die vor der WM aus dem Kader flogen, Spielern, wie Richard Boczkowski, den es ein gutes Jahr nach der WM nach Saudi Arabien zog, ein Handball-Engagement, mit dem er nach eigenen Angaben seinen Hausbau finanzierte – auch er im Finale nicht dabei. Schön auch, dass Eggers nicht mit dem Finale aufhört, sondern sich auch der Struktur des Handballsports in der damaligen Bundesrepublik widmet und den Vergleich zu den Staatsamateuren des Ostens zieht. Auch die tragische Geschichte von Jo Deckarm findet ihren Einzug in das Buch, und das ist auch gut so.
Eggers hat mit vielen Spielern von damals sprechen können, auch mit dem Magier, mit Trainer Vlado Stenzel, der ihm zudem noch ein Gulasch kredenzte. Da wär man gerne dabei gewesen (und nicht nur wegen Stenzels Fähigkeiten als Koch). Eggers hat den Helden von 1978 ein würdiges Denkmal gesetzt. Ob das jemand besser hätte machen können? Ich glaube, Nein. Henning Meyer-Veer
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Neue Osnabrücker Zeitung (1. November 2017):
Die Handball-Weltmeister von 1978 besitzen ähnlichen Kultstatus wie die Weltmeisterelf von 1954 im Fußball. Erik Eggers widmet sich in seinem Buch „Mythos ’78“ dieser Mannschaft, ihrem Trainer und den Faktoren, die zu ihrem Erfolg führten.
Sie war für den Handball, was die 1954-Weltmeister von Bern für den Fußball waren: die Mannschaft um Horst Spengler, Heiner Brand, Manfred Hofmann, Kurt Klühspies, Arno Ehret und Joachim Deckarm, dessen schwerer Unfall sie später auseinanderbrechen ließ. Geformt hat sie ein gleichermaßen äußerst selbstbewusster wie charismatischer Trainer aus dem damaligen Jugoslawien namens Vlado Stenzel, den anfangs nur wenige im Verband wollten. Innerhalb von vier Jahren führte er die deutschen Handballer aus dem tiefsten Graben zum Weltmeistertitel. Ein Wunder?
Der Historiker und freie Journalist Erik Eggers hat sich in seinem Buch „Mythos ’78. Der Triumph der deutschen Handballer bei der WM 1978“ den Ursachen für die vermeintliche Sensation auf äußerst akribische Art und Weise genähert. Veredelt mit zahlreichen schönen Bildern, historischen Ausschnitten sowie interessanten Fakten.
Ausgehend vom Desaster bei der WM 1974, zeigt er nicht nur, welche Faktoren innerhalb von vier Jahren dazu führten, eine Mannschaft zu erschaffen, die einen regelrechten Handball-Boom erzeugte und bis heute Legendenstatus besitzt, sondern auch wie der moderne Handball in Deutschland einzog.
Spieler und Spiele werden von ihm unter die Lupe genommen. Episoden werden erzählt wie etwa die von den Bierdosen, mit denen ausgerechnet DDR-Kapitän Wolfgang Böhme den Klassenfeind für das Spiel gegen Russland vorbereitete. Oder die vom Geist von Fockbek, der, wie es sich damals gehörte, bei einem Besäufnis in Paulsens Gasthof Einzug in die Mannschaft hielt. Schuld war das Essen. „Es gab Aal in Sauer.“ Fettige Kost, die man runterspülen musste. Offenbar nicht wirklich ein Genuss – ganz im Gegensatz zu diesem Buch.
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Kieler Nachrichten (14. November 2017):
„… absolut lesenswertes Buch.“